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Bericht
voM
100 Kilometer
Lauf

Autor: Kurt Krause, Wiesbaden

Der Leitspruch von Karsten Kroll Leben lautet:

„Wenn dir jemand sagt, dass etwas nicht geht, dann sind das seine Grenzen und nicht deine!“

Nein, es geht nicht darum, sich innerhalb von drei Monaten aufzuregen. Es geht darum zu zeigen, dass nahezu alles möglich, was man sich vorstellen kann. Karsten Kroll ist Keynotespeaker, Trainer für Motivation und Willenskraft und hat zusammen mit einem Freund ein renommiertes Bettenfachgeschäft in Alzey (Betten-Rauch GmbH).

Den Proof-of-concept wollte er mit diesem Projekt zeigen. Die Idee war geboren. Ein Einhundert-Kilometer-Lauf sollte es werden und das mit nur drei Monaten Vorbereitung. Klingt sehr herausfordernd, was es natürlich auch sein sollte.

Ein begeistertes Team war schnell gefunden und die Strecke auch. Das Team kümmerte sich um die Verpflegung und die Stimmung. Ein Team Mitglied begleitete mich auf dem Rad und ein weiteres lief den letzten Teil der Strecke mit mir zusammen.

Wer ist dieser Mensch, der sich das zutraut?

In den neunziger Jahren war er im Radsport erfolgreich. Anfang der 2000er hatte er sich dem Laufen und dem Triathlon verschrieben. 2002 ist er seinen ersten Marathon mit ebenfalls nur drei Monaten Vorbereitung gelaufen. Bereits drei Monate danach hat er seinen ersten Fünfzig-Kilometer-Lauf beendet. Seinen ersten Triathlon über die sogenannte IRONMAN Distanz ( 3,86 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Rad und 42,195 Kilometer Laufen)

absolvierte er 2005. Im Jahr 2011 nahm er letztmalig an einem Ironman teil. Dem in seinen Augen schönste Ironman Distanz auf Lanzarote.

Nach diesem Wettkampf hat er abrupt mit Sport aufgehört. Er hat dann bis 2019 keine Läufe oder Wettkämpfe mehr gemacht. Sporadisch ist er ab und fünf Kilometer Strecken gelaufen. Vom 01. Januar 2019 bis zum 31. Mai 2020 summierten sich die Laufkilometer auf lediglich 138 Kilometer.

Ziel war es jetzt, sich erneut innerhalb von drei Monaten, wie schon vor dem ersten Marathon und dem ersten Ultramarathon. Das nur mit Lauftraining und Rumpfstabilisation. Als Mitinhaber eines Geschäftes musste natürlich auch die knapp bemessene Freizeit herhalten, in die die Trainingseinheiten eingeplant werden mussten.

Wie hat er trainiert?

In den drei Monaten Vorbereitung hat er insgesamt etwa fünfhundert Laufkilometer zurückgelegt. Anfangs ist er nur Strecken von fünf Kilometern gelaufen. Diese wurden dann von Woche zu Woche etwas länger, so dass im Schnitt die Meisten Läufe etwa 15 Kilometer lang waren. In den drei Monaten wurden auch zwei Strecken jenseits der Marathondistanz gelaufen, ein Mal waren es dreiundvierzig Kilometer und dann noch ein Lauf mit knapp fünfundvierzig Kilometern. Längere Läufe waren geplant, konnten aber aufgrund der langen Regeneration nicht durchgeführt werden.

Die geplante Strecke?

Geplant sollte eine Strecke werden, die einige Herausforderungen bietet, aber an einem einzigen Tag zu bewältigen sein sollte. In Zahlen hundert Kilometer und eintausend Höhenmeter. Eine sehr anspruchsvolle Strecke. Genau wie gewünscht. Sie sollte größtenteils auf dem Radweg der Deutschen Weinstrasse verlaufen. Mein Speaker Kollege Heiko Breckwoldt begleitete mich als Navigator auf seinem Fahrrad. Pünktlich um fünf Uhr morgens starteten wir am Weintor in Bockenheim an der Weinstrasse, liefen dann durch Grünstadt bis nach Neustadt an der Weinstraße. Dort sollte im Ortsteil Haardt ein Verpflegungspunkt sein. Als die beiden dann aber durch die dortige Fußgängerzone von Neustadt liefen war klar, dass sie an dem Verpflegungspunkt bereits vorbei gelaufen sind. Sie drehten um liefen zweieinhalb Kilometer wieder zurück, um zu dem geplanten Verpflegungspunkt zu gelangen, wo bereits das Team auf die Beiden wartete. Direkt in Neustadt kam es auch zu einem weiteren Navigationsfehler. Am Bahnhof in Neustadt hätten sie eigentlich wieder Richtung Weinberge laufen müssen, sind aber dann den gesamten Berg hochgelaufen und gelangten dann zu einem Waldstück. Kurzum der Läufer hatte bereits einen Marathon in den Beinen und musste dann noch steile zweihundert Höhenmeter überwinden, der sehr viel Energie verbrauchte. Sie versuchten dann über die Waldweg wieder auf die Route zurück zu gelangen. Der Weg durch den Wald entpuppte sich aber bald als Energiefresser. Mit ständigen Wellen im Laufprofil konnte Karsten Kroll keinen Laufrhythmus finden. Das kostete ihn enorme Energiereserven. Der nächste Verpflegungspunkt war für Maikammer bei etwa Kilometer 60 geplant, an der Stelle waren dann aber bereits neunhundert der geplanten eintausend Höhenmeter absolviert und einige Steigungen warteten zum Ende der Strecke noch auf den Läufer.

Karsten Kroll wurde zunehmend bewusst welche Tortur noch auf ihn warten würde. Am Punkt in Maikammer gesellte sich dann Sabine Rick zum Laufteam hinzu. Sie ist eine Bekannte und hatte sich bereit erklärt 50 Kilometer mitzulaufen. Die Strecke bis zum nächsten Verpflegungspunkt bei Kilometer fünfundsiebzig in Ranschbach erwies sich auch als sehr wellig. Sein Körper rebellierte am Verpflegungspunkt und seine Gedanken gingen in Richtung Aufgabe und Abbruch des Laufs. Karsten und Sabine entschieden dann bis zum nächsten Ort zu laufen, der nur noch etwa zwei Kilometer entfernt sein musste. Sabine prüfte auf ihrer Laufuhr, dass die beiden auf den gemeinsamen Kilometern auch schon fast fünfhundertsiebzig Höhenmeter gelaufen waren. Kurzum entschieden wir im Team, dass wir auf dieser Strecke abbrechen und die verbleibenden Kilometer auf einer flachen Strecke zurücklegen werden.

Zusammen fuhren sie im Auto nach Worms und liefen auf dem Zellertal Radweg Richtung Heimat. Das Ziel sollte dann genau vor dem Haus von Karsten sein.

Abends gegen einundzwanzig Uhr war dann das Ziel einhundert Kilometer erreicht. 

Spenden

Die Idee von Anfang war auch Spenden für einen guten Zweck zu sammeln. Die Entscheidung für die Gabriel Stiftung fiel schnell. Sie unterstützen behinderte Menschen in der Gemeinschaft Altenschlirf. 

Sponsoren waren unter anderem die AXA Versicherungsagentur Fruet in Alzey, das Restaurant „Zum alten Weinkeller“ Bicking in Gauersheim, die eigene Firma von Olaf Rauch / Karsten Kroll (Betten-Rauch GmbH, Alzey) und einige Privatpersonen. An dieser Stelle einen herzlichen Dank.

Insgesamt sind knapp eintausend Euro zusammen gekommen.

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